
„Ein wirkliches Verständnis des abhängigen Entstehens
im Sinne der Abhängigkeit von Ursachen
führt zu einem grundlegenden Verständnis der Natur der Wirklichkeit.
Wenn wir erkennen, dass alles, was wir wahrnehmen und erfahren,
Resultat der Wechselwirkung und des Zusammenkommens
von Ursachen und Umständen ist,
verändert das unsere Sicht der Dinge vollständig.“
Der XIV. Dalai Lama
In unserer modernen Welt konzentrieren wir uns auf der Suche nach Glück und Zufriedenheit hauptsächlich auf die äußere Welt. Wir sind Experten darin, die Ursachen für unser Glück in äußeren Dingen und Umständen zu suchen und zu schaffen. Die guten äußeren Bedingungen, die wir uns schaffen, z.B. ein schönes Zuhause oder das Ansparen für eine Reise, sind im Sinne des Ursache-Wirkungs-Prinzips Resultate unseres Handelns und wir dürfen sie durchaus genießen.
Allerdings tritt nach den Erkenntnissen der modernen Glücksforschung ab einem gewissen Maß an materieller Sicherheit, eine Sättigung ein. Und ein Streben nach noch „Mehr“ macht nicht noch mehr zufriedener.
Wir investieren unsere ganze Lebenszeit und Lebensenergie, die uns ja nur ganz begrenzt zur Verfügung steht, vor allem in das einseitige Streben nach äußerem Glück anstatt sie, zumindest teilweise, in die Entwicklung innerer Werte und in zufriedenstellende Beziehungen zu investieren. Wir vernachlässigen die Beschaffenheit unserer inneren Seite.
Die äußeren Umstände, wozu auch das Verhalten anderer Menschen gehört, haben wir zudem nicht wirklich selbst in der Hand. Was wir tatsächlich in der Hand haben, ist unsere innere Verfassung. Hier können wir selbst wirksam werden, hier kann das Gesetz des abhängigen Entstehens seine volle Wirksamkeit entfalten.
Glück und Leidfreiheit ist in hohem Maße von der Beschaffenheit unserer inneren Seite abhängig. Wir können die inneren Ursachen für Glück schaffen und wir können genauso die inneren Ursachen für Leiden* aufgeben.
Oliver Petersen schreibt in seinem Buch:
„Gelassen durch den Alltag: Wie die buddhistische Lebenskunst uns glücklich macht“:
„Alle Menschen haben etwas gemeinsam: den Wunsch, glücklich zu sein und nicht zu leiden. Diese scheinbar banale Einsicht besitzt ein großes Potenzial und kann in unserem Leben einen wirklichen Wandel zum Positiven bewirken. Es reicht allerdings nicht, diese „Weisheit“ nur begrifflich, nur vom Kopf her, zu verstehen. Es ist notwendig, diese Erkenntnis zu einer Erfahrung zu machen und sich davon im Herzen berühren zu lassen. Dann hat sie das Potenzial, zu einer Veränderung in den psychischen Mustern und Konditionierungen eines Menschen und damit seines Lebens zu führen. Und diese neue Konditionierung kann dann auch einen Wandel in der Umwelt des Menschen bewirken. Der historische Buddha sagte: „Den Dingen geht der Geist voran, der Geist entscheidet“. Dieses Zitat macht deutlich, wovon die Qualität unseres Lebens im Wesentlichen abhängig ist. Äußere Verhältnisse sind demnach nicht die eigentlichen Ursachen unseres Glücks und Leidens, sondern höchstens Umstände, die diese Empfindungen auslösen. Die eigentlichen Wurzeln unseres Wohlbefindens liegen nicht außerhalb von uns, sondern in uns, wo sie unsere Lebenswelt prägen. Einstein sagte einmal sinngemäß, dass man die Probleme nicht mit den Denkstrukturen ändern kann, die sie bewirkt haben. Das entspricht auch der Aussage des historischen Buddha. Auf Geistesschulung wird in unserer (westlichen) Gesellschaft keinen großen Wert gelegt, es wird sogar oft außer Acht gelassen. Vermutlich weil wir nicht wissen, welches Potential dahintersteckt oder auch weil wir davon ausgehen, dass unsere Charakterstruktur festgelegt und kaum beeinflussbar ist. Tatsächlich können wir aber durch geistige Übungen einen starken und nachhaltigen Effekt erzielen. Wir können unseren Geist schulen, ihn ebenso trainieren, wie wir unsere Körpermuskeln trainieren können. Auch in der (Neuro-) Wissenschaft hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass unser Gehirn formbar und wandlungsfähig ist (Neuroplastizität). Jede Aktivität unseres Geistes in Form von Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen prägt unser Gehirn. Wir haben also einen wesentlichen Einfluss darauf, wie wir die Welt erleben bzw. konstruieren. Forschungen zeigen, dass bewusste Meditation - zum Beispiel im Bereich der Achtsamkeit und der Schulung des Mitgefühls - unsere geistigen und neuronalen Strukturen trainiert und verändert. Damit haben wir den Schlüssel in der Hand, etwas für unseren inneren Frieden zu tun und damit auch für liebevolle und erfüllende Beziehungen, und letztlich zu Frieden in der Welt beizutragen.“
Mit der Hilfe der Achtsamkeitspraxis lernen wir, nach innen zu schauen. Wir erkennen, wie unsere Psyche, unser Bewusstsein oder anders ausgedrückt, unser Geist, funktioniert. Wir können beobachten und uns dessen gewahr werden, welche Gedanken, Körperempfindungen, Emotionen in uns lebendig sind. Und wir können destruktive Denk- und Verhaltensmuster identifizieren, uns von ihnen des-identifizieren, uns nach und nach von ihnen lösen und konstruktive, heilsame Denk- und Verhaltensmuster einüben und implementieren.
Commenti